Stillgewässer bieten große Vielfalt auf kleinem Raum
Bei den meist kleinflächigen Stauteichen und sonstigen Klein- und Kleinstgewässern im Nationalpark Eifel lohnt sich ein genauer Blick: Auch hier gibt es eine große Vielfalt unterschiedlicher Tierartengruppen!
Zu den größeren Arten zählt zunächst der bisher noch seltene Biber (Castor fiber). Ausgehend von einer in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts erfolgten Ausbürgerung an der Wehebachtalsperre im nördlich des Nationalparkes gelegenen Hürtgenwald breitet sich diese zu Anfang des 19. Jahrhunderts in Nordrhein-Westfalen ausgerottete Säugetierart wieder in den Bachtälern der Rur und ihrer Nebenbäche aus. Dabei nutzt der Biber gerne Stauteiche als erste „Stützpunkte“. Da er besonders im Herbst und Winter auf die Rinde und Zweige von Laubbäumen wie Zitterpappeln (Populus tremula), Birken (Betula), Weiden (Salix) oder seltener Erlen (Alnus) als Nahrungsquelle angewiesen ist, findet er im Nationalpark oft noch nicht optimal geeignete Lebensräume. Mit dem Entfernen der nicht heimischen Fichten aus den Bachtälern und dem natürlichen Aufkommen von Laubbäumen auf manchen nicht mehr gepflegten Bachwiesen wird der Biber in Zukunft bessere Verhältnisse vorfinden. Hat sich einmal eine Bibersippe in einem Bachtal „etabliert“, gestalten diese emsigen Baumeister durch permanente Baumfällungen, Bachstaue und unterirdische Bauanlagen größere Feuchtgebiete, die einer Vielzahl wassergebundener Tierarten Lebensraum bieten.
Unter den Vögeln sind es vor allem die weit verbreiteten Stockenten (Anas platyrhynchos), die auf den kleinflächigen Teichen brüten, während Graureiher (Ardea cinerea), gelegentlich auch Schwarzstörche (Ciconia nigra) und Eisvögel (Alcedo atthis) die Stillgewässer zum „Fischen“ aufsuchen. Dabei können sie unter verschiedenen Fischarten auswählen: So findet man in den Teichen unter anderem Bachforellen (Salmo trutta), Rotaugen (Rutilus rutilus), Stichlinge (z. B. Neunstacheliger Stichling, Pungitius pungitius), Schmerlen (Noemacheilus barbatulus) und Elritzen (Phoxinus phoxinus).
Zu den Lurchen zählen der Grasfrosch (Rana temporaria), die Erdkröte (Bufo bufo) sowie der Berg- (Triturus alpestris) und der Fadenmolch (Triturus helveticus). Alle Arten nutzen als erwachsene Tiere die Gewässer nur während des Frühjahrs zur Fortpflanzung. Sie legen ihre Eier in Form von Ballen (Grasfrosch) oder Schnüren (Erdkröte, Molche) ab. Es können dazu auch nur zeitweilig wasserhaltende Gewässer wie Panzerspuren auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz auf der Dreiborner Hochfläche oder Wagenspuren auf unbefestigten Forstwegen angenommen werden. Eine Besonderheit ist die auf der Dreiborner Hochfläche vorkommende Kreuzkröte (Bufo calamita). Diese in NRW gefährdete Art ist ein Spezialist junger, vegetationsarmer Gewässer in Gebieten mit sandigen oder lehmigen Böden. Sie benötigt nämlich ein lockeres Bodenmaterial, da sie sich tagsüber zum Schutz eingräbt.
Stillgewässer im Nationalpark Eifel sind außerdem ein Paradies für Libellen. Unter den zahlreichen Flugkünstlern kann man am häufigsten die Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea), eine große Libellenart, die selbst in Siedlungen an Gartenteichen vorkommt. Demgegenüber weisen eine Reihe von Libellen im Nationalpark besondere Ansprüche an ihren Lebensraum auf. Dazu zählen vor allem die Arten nährstoffarmer Gewässer wie der Vierfleck (Libellula quadrimaculata), die Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae), die Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea), die Gemeine Smaragdlibelle (Cordulia aenea) oder die Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia). Die drei letztgenannten dieser Libellen sind in Nordrhein-Westfalen gefährdet, was angesichts der Seltenheit von nährstoffärmeren Gewässern nicht verwundert.