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23.08.2016

Sumpfspitzmaus – Rarität im Nationalpark Eifel entdeckt

Nationalparkforstamt Eifel und Museum Koenig aus Bonn starteten umfassende Untersuchungen

„Wir hoffen, durch die Untersuchungen mehr Informationen zu Verbreitung, Verhalten und Ökologie der hier seltenen Sumpfspitzmaus zu erfahren“, so Zoologe Sönke Twietmeyer vom Nationalparkforstamt Eifel. Kleinsäugerexpertin Janine Schmidt vom Forschungsmuseum Alexander Koenig untersuchte in den vergangenen drei Wochen im Auftrag des Nationalparkforstamts die für Sumpfspitzmäuse attraktiven Lebensräume im Nationalpark. Dazu gehören vor allem die Ufer naturnaher Gewässer mit Hochstaudenfluren wie an der Urft. Die im Rahmen dieser Studie gewonnen genetischen Daten (www.bolgermany.de) fließen zudem in die internationale Datenbank GBOL (German Barcode of Life) mit ein. Die Untersuchungen konnten mit finanzieller Unterstützung des Fördervereins Nationalpark Eifel realisiert werden.

Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW: „Die Entdeckung der Sumpfspitzmaus im Nationalpark wird in der Öffentlichkeit sicher nicht so hohe Wellen schlagen wie die großen, auf den ersten Blick attraktiveren Arten wie Wildkatze oder Schwarzstorch. Für uns ist sie aber genauso wichtig, denn die Sumpfspitzmaus ist ein weiterer Beleg, dass wir mit unseren Naturschutzbemühungen im Wald und unseren waldnahen Biotopen auf einem guten und erfolgreichen Weg sind.“

Janine Schmidt ist Mausexpertin und hat im Nationalpark Eifel bereits 2014 fünf für den Nationalpark repräsentative Lebensräume auf kleine Säugetiere hin unter die Lupe genommen und dabei eine eigene standardisierte Untersuchungsmethodik mit unterschiedlichen Lebendfallen entwickelt.

Gemeinsam mit Assistentin Thalia Jentke und Sophia Austrupp, Praktikantin im Nationalpark, ist sie von den frühen Morgenstunden bis spät in die Nacht an den Fallen unterwegs, um die an insgesamt 50 Punkten aufgestellten drei Fallen zu prüfen und bei Funden die Maus sowie das Habitat, sprich, den Lebensraum rundherum zu vermessen und zu beschreiben. „Die Tiere sollen möglichst kurz gefangen sein, nicht zu großen Stress haben und schnell ihrer Nahrungssuche und ihrem natürlichen Mäuseleben wieder nachgehen können“, so Schmidt. Das heißt, Fallenkontrolle alle fünf bis sechs Stunden.

Rötelmaus, Wald- und Gelbhalsmaus oder die Schabrackenspitzmaus. Das sind die weitaus häufigsten Besucher, die vermessen und markiert wieder in die Freiheit entlassen werden. Befindet sich eine Spitzmaus in der Falle, dann schlagen nicht nur die Mäuseherzen höher. „Könnte es sich vielleicht um eine der sehr seltenen Sumpfspitzmäuse handeln?“ Um 100ige Sicherheit zu erlangen, werden der Maus vorsichtig ein paar Fellproben entzupft, deren DNA im Labor definitiv Aufschluss geben kann.

„Wir haben alleine in den Bachbereichen in der vergangenen Woche 160 Mäuse gefangen, das ist verdammt viel“, freut sich die begeisterte Mausforscherin Schmidt. Bisher waren eine Sumpfspitzmaus und zwei eventuelle Sumpfspitzmäuse darunter, deren Identität noch im Labor bestätigt werden muss.

Hintergrund
Die Hauptverbreitung der Sumpfspitzmaus liegt im Mittelmeergebiet. In Nordrhein Westfalen kommt sie nur als Relikt am Nordrand der Eifel und des Westerwaldes vor. Sie wurde letztmalig 1978 bei Freilingen im Kreis Euskirchen festgestellt.

Die Sumpfspitzmaus ist die kleine Schwester der häufigeren Wasserspitzmaus. Sie lebt an naturnahen Gewässern und in den angrenzenden Sumpfwiesen oder Bruchwäldern in dichter Vegetation. Sie zählt mit der Wasserspitzmaus zu den wenigen giftigen Säugetieren weltweit. Unter der Zunge gelegene Drüsen produzieren ein Gift, das kleine Wirbeltiere innerhalb weniger Minuten tötet.

Kostenlose Fotos zum Download
Bild 1: Wieder eine Maus! Die Kleinsäugerforscherinnen des Museums Koenig in Bonn, Janine Schmidt (Mitte) und Assistentin Thalia Jentke (links) sowie Sophia Austrupp, Praktikantin der Nationalparkverwaltung, beim Überprüfen der Mausfallen. Ist es eine Sumpfspitzmaus? (Foto: Nationalparkverwaltung Eifel/A.Simantke)
Bild 2: Die Sumpfspitzmaus ist in Nordrhein-Westfalen eine absolute Rarität. Im Nationalpark Eifel wurde sie gefunden. (Foto: Nationalparkverwaltung Eifel/S. Twietmeyer)
Bild 3: Jede Maus wird vermessen, markiert und Genproben entnommen. Bei den sommerlichen Untersuchungen in Urftufernähe und im Kermeter gingen insgesamt 200 Mäuse in die Fallen. Die Mäuse werden rasch vermessen – hier durch Sönke Twietmeyer, Zoologe der Nationalparkverwaltung Eifel und Kleinsäugerexpertin Janine Schmidt. (Foto: Nationalparkverwaltung Eifel/A.Simantke)
Bild 4: Die Umgebung der besetzten Fallen wird abgescannt vom Bodenbewuchs bis zur Uferentfernung und Baumkronenmessung. Jedes Detail ist wichtig, um Rückschlüsse auf die Ökologie der Mäuse schließen zu können. (Foto: Nationalparkverwaltung Eifel/A. Simantke)
Bild 5: Bei den Kontrollgängen wird der Baumwollfließ wieder frisch nachgelegt. Die in den Eimern gefangenen Mäuse können sich darin einkuscheln. (Foto: Nationalparkverwaltung Eifel/A.Simantke)

Kontakt
Annette Simantke
Wald und Holz NRW
Nationalparkforstamt Eifel
Fachgebiet Kommunikation und Naturerleben
Pressestelle
Tel.: +49(0)2444.9510-57
E-Mail: simantke@nationalpark-eifel.de

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