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07.11.2009

Nationalpark-Waldführer sammeln Erfahrungen unter der Augenbinde, im Rollstuhl und mit Gebärdensprache

PM vom 7. November 2009

Gibt es in Gebärdensprache auch Dialekte? Wie können blinde Menschen unterschiedliche Baumarten bestimmen? Welche maximale Steigung schaffen Rollstuhl nutzende Menschen ohne fremde Hilfe? Um diese Fragen zu beantworten, nahmen am Samstag rund 20 ehrenamtliche Waldführer und weitere Partner des Nationalparks an einer speziellen Barrierefrei-Schulung teil.

Organisiert wurde die ganztägige Veranstaltung vom Nationalparkforstamt Eifel im Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Als Referenten und Übungsleiter konnte das Nationalparkforstamt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und einen ehemaligen Schüler der Louis-Braille-Schule Düren, der Anna-Freud-Schule Köln und des Gehörlosenheims Euskirchen gewinnen, allesamt Einrichtungen des Landschaftsverbandes Rheinland.

Nach einer theoretischen Einführung zu verschiedenen Formen von Behinderungen, Barrieren und Bewältigungsstrategien standen praktische Selbsterfahrungen auf dem Programm. An mehreren Stationen galt es Erfahrungen im Rollstuhl zu sammeln oder die Natur unter der Augenbinde ohne den visuellen Sinn zu erleben. Ganz nebenbei konnten die Waldführerinnen und Waldführer so ihre eigenen Führungen für Teilnehmer mit Behinderungen optimieren. Recht schnell zeigten müde Arme oder kaum kontrollierbare Rollstühle, dass barrierefreie Waldwege nur auf kurzer Entfernung bis zu sechs Prozent Steigung und möglichst kein Quergefälle haben sollten. Die Struktur der Rinde dagegen zeigte sich als gutes Indiz zum Erkennen von Baumarten, egal ob für blinde oder sehende Naturfreunde. Auch mobile Sprachverstärker und weitere Angebote mit Gebärdensprach-Dolmetschung, die übrigens ebenso wie die Lautsprache auch über Dialekte verfügt, sollen ab 2010 angeboten werden.

Die Gruppen-Führungen mit den ehrenamtlich tätigen Waldführerinnen und Waldführern können gegen eine Aufwandsentschädigung über die Nationalparkverwaltung gebucht werden. Angeboten werden die Touren in verschiedenen Sprachen und Schwierigkeitsgraden sowie zu unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten. Insgesamt sind derzeit 160 Waldführer (zertifizierte Natur- und Landschaftsführer) für den Nationalpark im Einsatz. Kontakt: Tel. 02444.9510-71, Fax -85, Email info@nationalpark-eifel.de, www.nationalpark-eifel.de

Hintergrundinformationen:

Bereits seit mehreren Jahren setzt sich das Nationalparkforstamt Eifel im Landesbetrieb Wald und Holz NRW für die Entwicklung barrierefreier Angebote ein. Um eine hohe Qualität der Angebote zu erreichen, arbeitet das Nationalparkforstamt Eifel eng mit Experten und Fachinstitutionen zusammen. Zentrale Kooperationspartner sind die Louis-Braille-Schule Düren, das Gehörlosenheim Euskirchen und die Anna-Freud-Schule in Köln. Ein wichtiger Kooperationspartner ist zudem der Deutsch-Belgische Naturpark Hohes Venn-Eifel, der den Nationalpark großräumig umgibt.

Durch die intensive Zusammenarbeit sind bereits vielfältige Umweltbildungsprogramme, Führungen und Naturerlebnisangebote für Menschen mit und ohne Behinderungen entstanden. Auch Ausstellungen, Landschaftspfade, Höhlen und Besucherbergwerke wurden attraktiver für Gäste mit Behinderungen gestaltet. Zudem haben gebärdensprachlich kompetente Mitarbeiterinnen des Gehörlosenheims Euskirchen und Mitarbeiterinnen der Blindenschule Düren selbst an der Ausbildung zu Nationalpark-Waldführerinnen teilgenommen. Bei zahlreichen Projekten arbeiten der Nationalpark und der Naturpark auch mit der Nationalen Koordinationsstelle Tourismus für Alle (NatKo e.V.) zusammen.

Derzeit findet eine Qualifizierung barrierefreier Gastronomie- und Unterkunftsbetriebe für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen statt. Zusätzlich entstehen über ein Förderprojekt des Naturparks und regionaler Partner barrierefreie Angebote in acht FFH-Schutzgebieten der nordrhein-westfälischen Eifel. Im Nationalpark Eifel wird über das Projekt die Anlage eines barrierefreien Natur-Erlebnisraums mit Wanderwegen, Aussichtspunkten, Infomodulen und Parkplätzen unterstützt, auch dies ein gemeinsames Projekt von Nationalpark und Naturpark. Schon jetzt kommen etwa 25 Prozent der Gäste in der Nationalpark-Wildniswerkstatt, einer Umweltbildungseinrichtung für Schulklassen, von Förderschulen. Mit Öffnung des barrierefreien Natur-Erlebnisraum Mitte 2010 rechnet die Nationalparkverwaltung mit einer weiteren Zunahme der Nachfrage nach organisierten Angeboten für Menschen mit und ohne Behinderungen.

Bildbeschreibungen:

Bild 1: Rund 20 Waldführer und Partner des Nationalpark Eifel nahmen am Samstag an einer Fortbildung zum Thema "barrierefreies Naturerleben" teil.

Bild 2: Selbsterfahrungen unter der Augenbinde ermöglichte Ursula Plönissen (re.), Lehrerin der Louis-Braille-Schule Düren.

Bild 3: Allmuth Oppermann (Mitarbeiterin des Gehörlosenheims Euskirchen, 2. v. li.) und Jan Wolf (Gebärdensprach-Dolmetscher, li.) gaben Einblicke in die Gebärdensprache. Hier die Gebärde für das Wort "Hirsch".

Bild 4: Markus Risters (li.), Lehrer der Anna-Freud-Schule aus Köln, gibt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fortbildung Tipps für Führungen mit Rollstuhl nutzenden Gästen.

Bild 5: Mustafa Ilhan (li.), ehemaliger Schüler der Louis-Braille-Schule Düren, erklärt den Waldführerinnen und Waldführern des Nationalparks die Punktschrift und Hilfsmittel für blinde Menschen.

Kontakt:

Malte Wetzel    
Pressereferent, Fachgebiet Kommunikation und Naturerleben
Landesbetrieb Wald und Holz NRW
Nationalparkforstamt Eifel
Urftseestr. 34, 53937 Schleiden-Gemünd
Tel.: +49 (0) 2444/9510-60
Fax: +49 (0) 2444/9510-85
Mobil: 0171/5870998
wetzel@nationalpark-eifel.de
www.nationalpark-eifel.de 

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