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31.07.2009

Hoch hinaus für die Wissenschaft (PM vom 31. Juli)

Forschungsturm im Nationalpark Eifel errichtet - Projekt des Forschungszentrums Jülich

Ein längerer und ein kürzerer Artikel + Hintergrundinfos

 

Schleiden-Gemünd, den 31. Juli 2009.

Meter um Meter hebt sich das Turmelement am Seil in die Höhe. Oben lenkt ein Kran die Last um, unten schwitzen Mitarbeiter des Forschungszentrums Jülich. Angeleitet von Industriekletterern stemmen sie die Füße in den Boden des Nationalparks Eifel und ziehen. „Vorsicht“ ruft ein Kletterer, der oben auf dem Turm den Überblick hat. Das Turmteil schlägt laut gegen die schon stehenden Etagen. „Langsam“ ist die nächste Anweisung, und „stopp!“. Endlich hören die Forscher am Boden erlösend von oben: „Jetzt ein wenig ablassen.“ Noch ein paar richtende Hammerschläge, sichernde Splinte und die nächste Etage des neuen Forschungsturms im Nationalpark ist errichtet.

Es ist die siebte Etage. Gut zwölf Meter ist der Turm damit hoch – 36 Meter werden es. „Je höher desto besser“, sagt Dr. Thomas Pütz vom Institut Agrosphäre des Forschungszentrums Jülich. Er koordiniert die Arbeiten. Es ist unter anderem sein Verdienst, wenn Umweltwissenschaftler aus ganz Deutschland zukünftig Daten aus dem Nationalpark Eifel anfordern. Denn die Station ist eingebunden in das bundesweite Projekt TERENO, dass Stoffflüsse und -haushalte vor dem Hintergrund des Klimawandels und veränderter Landnutzung durch gesellschaftlichen Wandel untersucht. Mit Messgeräten, die hoch über dem Nationalparkwald hängen, lässt sich zum Beispiel feststellen, welche Mengen Kohlendioxid (CO2) der Waldboden und die Bäume binden, erklärt Pütz. CO2 ist ein Treibhausgas, das die Erderwärmung vorantreibt und der Mensch setzt es in immer größeren Mengen frei.

Die Technik, die der Turm bald beherbergen wird, ist ausgeklügelt und teils einzigartig in Deutschland. Einmalig macht diese Forschungsstation allerdings ihr Standort. Hier können die Wissenschaftler überprüfen, wie sich Waldwandel auf den Stoffhaushalt der Natur auswirkt. Denn der Turm steht mitten in einem rund 60 Jahre alten Fichtenwald, den die Nationalparkverwaltung in den nächsten Jahren fällen wird, um die Entwicklung eines Laubmischwalds einzuleiten.

Pütz und seine Kollegen wollen diesen Prozess wissenschaftlich begleiten. Etliche Fragen hoffen sie durch das Projekt beantworten zu können. Denn was passiert, wenn Fichten plötzlich großflächig als CO2-Speicher wegfallen? Ab wann speichern die nachwachsenden Bäume wieder mehr CO2 als das Ökosystem während des Wandels abgibt? Welche Stoffe gelangen zwischenzeitig in den Kreislauf? Neben den Ergebnissen vom Turm nutzen die Forscher dazu Messwerte eines Netzwerkes von 1350 Bodensensoren im Umfeld und Daten aus dem Bach des örtlichen Wassereinzugsgebiets, die sie teilweise schon seit Jahren sammeln.

Das Nationalparkforstamt Eifel, Universitäten und andere Institutionen profitieren ebenfalls von dem Projekt. Sie können weitere Messsysteme neben denen des Forschungszentrums am Turm anbringen und die Projektdaten nutzen. Vom Regenscanner bis zum Fledermausdetektor wird in luftiger Höhe einiges vertreten sein. „Die Daten fließen in ein Netzwerk ein, das alle Kooperationspartner verwenden können“, lobt Dr. Michael Röös vom Fachgebiet Forschung der Nationalparkverwaltung Eifel.

„Wissenschaftler reisen oft nach Tibet oder in die Mongolei, um Umwelt zu erforschen. Hier können wir vor der eigenen Haustür untersuchen, was passiert“, sagt Pütz. Er krempelt beherzt die Ärmel hoch und greift wieder zum Seil, um mitzuhelfen die nächste Etage des Forschungsturms hochzuziehen.

 

Kurzartikel:

Schleiden-Gemünd, den 31. Juli 2009.

Ein 36 Meter hoher Forschungsturm steht seit dieser Woche im Süden des Nationalparks Eifel. Das Forschungszentrum Jülich der Helmholtz-Gemeinschaft hat ihn im Rahmen des langfristigen bundesweiten Projekts „TERENO“ (www.tereno.net) errichtet. Mithilfe des Turms, einer Messstation an einem Bachlauf und einem neuartigen Netz von Bodensensoren wollen die Wissenschaftler den Haushalt verschiedener Stoffe im umgebenden Fichtenwald untersuchen. Besonders berücksichtigen sie dabei das klimarelevante Gas Kohlendioxid (CO2). Zentrale Frage am Untersuchungsstandort im Nationalpark Eifel ist, wie sich die geplante Waldentwicklung vom vorhandenen angepflanzten Fichtenwald zu einem Laubmischwald auswirkt. Die Betreuung der Messanlagen übernimmt das Forschungszentrum Jülich mit seinem Personal.

Der Nationalpark Eifel wird damit Teil eines bundesweiten Netzes von „Umwelt-Observatorien“ in vier deutschen Landschaftsräumen. Er ist als Wald-Untersuchungsstandort besonders geeignet, da sich die standorttypischen Laubwälder hier großflächig ungestört entwickeln können. Dem Grundsatz einer offenen Forschungs-Plattform folgend, können auf die TERENO-Messstationen auch andere Forschungseinrichtungen zurückgreifen. So werden zum Beispiel die Universitäten Aachen, Bonn und Trier den Turm als Basis für eigene Untersuchungsgeräte oder die Geräte als Datenquelle nutzen.

 

Hintergrundinformationen / Infobox:

TERENO – langfristiges nationales Umwelt-Forschungsprojekt

Vier deutsche Regionen haben Wissenschaftler der Helmholtz-Gemeinschaft für das TERENO-Forschungsprogramm (www.tereno.net) ausgewählt. Im Großraum Leipzig-Halle, den Alpen und dem Alpenvorland, dem Nordostdeutschen Tiefland sowie der Eifel-Niederrheinischen Bucht wollen sie umweltrelevante Stoffflüsse erfassen und unter anderem den Klimawandel untersuchen. Jede Region ist repräsentativ für großräumige Landschaftstypen Deutschlands, was später die Herleitung von flächig gültigen Erklärungs- und Pr ognosemodellen ermöglichen soll. Helmholtz-Zentren wie das Forschungszentrum Jülich betreuen die Umwelt-Observatorien des TERENO-Netzwerkes.

In der Region Eifel-Niederrheinische Bucht steht das etwa 2400 Quadratkilometer große Einzugsgebiet der Rur im Mittelpunkt der Untersuchung. Zentrale Frage ist, wie sich veränderte Landnutzung und Klimawandel auf den Wasser- und Stoffhaushalt auswirken. Die Forschungsstation im Süden des Nationalparks Eifel ist das Herzstück des TERENO-Observatoriums Rur für auf den Wald bezogene Untersuchungen. Der Turm wurde in Abstimmung und mit Genehmigung der Kreisverwaltung Euskirchen errichtet.

Finanziert hat das TERENO-Forschungsprogramm teilweise die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren und das Bundesministerium für Erziehung und Wissenschaft.

 

Bildunterschriften: 

Bild 1: 36 Meter ist der neue Forschungsturm im Nationalpark Eifel hoch. Foto: P. Joerissen

Bild 2: Jede Turmetage haben die Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich und die Industriekletterer der Euskirchener Firma "Erfahrungssache" von Hand nach oben gezogen und montiert. Foto: A. Schnurr

Bild 3: Mit langen Stahlseilen und Erdankern ist der Turm festgezurrt. Foto: A. Schnurr

Bild 4: Dr. Michael Röös vom Fachgebiet Forschung des Nationalparkforstamts Eifel (l.) und Dr. Thomas Pütz vom Institut Agrosphäre des Forschungszentrums Jülich vor dem neuen Forschungsturm. Foto: P. Joerissen

Bild 5: Die Euskirchener Firma "Erfahrungssache" hat die einzelnen Etagen des Forschungsturms in luftiger Höhe montiert. Foto: A. Schnurr

Kontakt:

Alexandra Schnurr
Landesbetrieb Wald und Holz NRW
Nationalparkforstamt Eifel
Fachgebiet Kommunikation und Naturerleben
Urftseestraße 34, 53937 Schleiden-Gemünd
Tel.: +49 (0) 2444. 9510-56
Mobil: +49 (0) 179. 9201911
www.nationalpark-eifel.de 

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