23.03.2018
Heimkehrer Wolf – wie bereiten wir uns besser vor?
NABU diskutierte mit Vertretern aus Politik, Landwirtschaft, Naturschutz, Jagd und Bevölkerung Chancen, Risiken und Lösungen
"Der Wolf ist eine faszinierende Art und wird eine Bereicherung für das Ökosystem im Nationalpark Eifel sein“, sagt Sönke Twietmeyer, Tierforscher und Wolfsberater in der Nationalparkverwaltung Eifel. „Wir müssen Vorurteile abbauen, gleichzeitig aber auch bestehende Ängste und Unsicherheiten in der Bevölkerung, z.B. bei Nutztierhaltern ernst nehmen und dürfen diese nicht ausblenden", appellierte der Biogeograph Twietmeyer.
„Die Wölfe werden über das Monitoring des Landes eng beobachtet. Seit Rückkehr der Wölfe nach Deutschland hat es hier keinen einzigen Fall gegeben, in dem sich ein Wolf einem Menschen aggressiv genähert hat. Es ist also weiter kein Problem, sonntags im Wald spazieren zu gehen“, sagte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Dennoch gälte es, die allgemeinen Verhaltensregeln im Umgang mit Wildtieren einzuhalten und Wölfe beispielsweise niemals zu füttern.
„Nicht nur der Wolf, sondern auch die Schäfer sind vom Aussterben bedroht. Die Rückkehr des Wolfes verschärft die Existenzkrise der ökologisch unverzichtbaren Weidetierhaltung. Das Überleben beider hängt vom Willen der Gesellschaft ab, den Erhalt unserer Arten und Landschaften nicht nur zu fordern, sondern auch zu finanzieren“, erklärte Andreas Schenk vom Bundesverband Berufsschäfer.
Auch Dr. Franz Weyermann vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband stimmte dem zu und betonte: „Ohne den schonenden Einsatz von Schafen und Rindern in der Landschaftspflege oder im Vertragsnaturschutz ist erfolgreicher Artenschutz kaum mehr denkbar. Beim Thema Wolf geht es daher um mehr als eine bestimmte Haltungsform von Nutztieren. Akzeptanz für die Zuwanderung des Wolfes wird nur gelingen, wenn wirtschaftliche Nachteile nicht bei den Tierhaltern abgeladen werden. Bei der Entschädigung von Nutztierrissen ebenso wie beim Herdenschutz bedarf es einer Regelung, die die finanzielle Belastung der Tierhalter ohne Einschränkungen ausgleicht. Zugleich muss die Entnahme von Wölfen, die Schutzmaßnahmen überwunden haben, auf eine handhabbare Grundlage gestellt werden.“
"Zurzeit gibt es keine sesshaften Wölfe oder Wolfrudel in NRW. Dennoch bereiten wir uns auf einen solchen Fall vor. Dabei wollen wir die Bewahrung der Weidewirtschaft mit all ihrer kulturhistorisch gewachsenen Artenvielfalt in den Vordergrund stellen. Deswegen stehen wir in einem engen Austausch mit den Bundesländern, in denen es bereits jetzt dauerhaft Wölfe gibt, wie z.B. Niedersachsen, Sachsen oder Brandenburg. NRW begrüßt daher die Beschlüsse der kürzlich in Potsdam stattgefundenen 89. Umweltministerkonferenz zum Thema Wolf, denn für den Umgang mit dem Wolf benötigen wir ein bundeseinheitlich abgestimmtes Vorgehen", sagte Peter Schütz vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.
„Die Ausbreitung des Wolfes nach Nordwesten wird über kurz oder lang auch eine Besiedlung in NRW einleiten. Damit der Wolf eine Chance in Nordrhein-Westfalen hat, muss seine Akzeptanz bei der Bevölkerung erreicht werden. Dies setzt Akzeptanz, Ehrlichkeit und Offenheit zwischen allen Beteiligten voraus. Die Argumente der ländlichen Bevölkerung müssen ernst genommen werden. Dies gilt auch für die berechtigten Anliegen der Jägerschaft natürliche Ressourcen nutzen zu wollen. Der Landesjagdverband will dazu seinen Beitrag leisten“, so Gregor Klar, vom Landesjagdverband NRW.
Nordrhein-Westfalen gilt als Wolfserwartungsland. Es handelt sich bislang immer um einzelne Tiere, die ein oder mehrfach nachgewiesen wurden, deren Spur sich dann aber verläuft. Territoriale Einzeltiere oder Rudel gibt es nicht. Bis in den Frühsommer 2018 rechnet der NABU noch mit weiteren Nachweisen durchziehender Wölfe in NRW. Dann klingen die Wanderungen der Jungwölfe bis zum nächsten Spätherbst/Winter erst einmal wieder ab.
Mehr zu den aktuellen Infos rund um den Wolf in Nordrhein-Westfalen findet man hier:https://www.nrw-wolf.de/wolfserwartungsland-nrw/
Weitere Infos zum NABU NRW-Bildungsprojekt Wolf unter: https://nrw.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/wolfsprojekt/
Fotos zum Download
Bild 1: Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion „Rückkehr des Wolfes nach NRW" von links nach rechts: Gregor Klar, Landesjagdverband NRW, Dr. Michael Röös, Leiter Nationalparkverwaltung Eifel, Peter Schütz, stellv. Pressesprecher MULNV, Katharina Stenglein, Projektleiterin „Die Rückkehr des Wolfes nach NRW“ des NABU NRW, Andreas Schenk, Bundesverband Berufsschäfer in NRW, Moderator Sebastian Strumann, NABU Bundesverband und Josef Tumbrinck, Vorsitzender NABU NRW. (Foto: Nationalparkverwaltung Eifel/A.Simantke)
Bild 2 und 2a: Mit etwa 130 Besuchern bei der Podiumsdiskussion zur Rückkehr des Wolfes nach NRW stieß die Veranstaltung im Nationalpark-Zentrum Eifel auf große Resonanz. (Foto: Nationalparkverwaltung Eifel/A.Simantke/M. Weisgerber)
Kontakte:
Josef Tumbrinck, Vorsitzender NABU NRW, mobil: 0171 3867379
Thomas Pusch, Sprecher LFA Wolf im NABU NRW, mobil: 0170 2158624
Katharina Stenglein, Projektleiterin „Die Rückkehr des Wolfes nach NRW“ des NABU NRW, mobil: 0177 938 4936
Andreas Schenk, Bundesverband Berufsschäfer in NRW, mobil: 0152 345 627 09
Für Rückfragen zur Wolfsausstellung in der Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume im Nationalpark-Zentrum Eifel:
Nora Keseberg, Nationalpark-Zentrum Eifel, mobil: +49 (0) 151. 27 23 06 34