28.08.2025
Erweiterung geplant: Nationalpark Eifel ist Erfolgsgeschichte für Natur, Mensch und Region
Jahresbericht Nationalpark Eifel 2024: Rekordbesuch, seltene Arten und mehr Wildnis
Schleiden-Vogelsang, 28. August 2025. Der Nationalpark Eifel soll wachsen – und zieht so viele Menschen an wie nie zuvor. Geplant ist eine Erweiterung um bis zu 750 Hektar zusätzlicher Landeswaldflächen. Gleichzeitig verzeichnete das Großschutzgebiet mit mehr als 1,4 Millionen Gästen im Jahr 2024 einen neuen Besucherrekord. Doch nicht nur die Bilanz der Gästezahlen ist erfreulich: Auch seltene Arten wie der Schwarzstorch und die Bechsteinfledermaus konnten sich weiter etablieren. Der aktuelle Jahresbericht der Nationalparkverwaltung zeigt, dass der Nationalpark Eifel ein Aushängeschild für den Naturschutz in Nordrhein-Westfalen bleibt – mit 11.425 Arten, darunter 2.620, die auf der Roten Liste stehen.
„Der Nationalpark Eifel ist ein Gewinn für alle – für die Natur, die Region und die Menschen, die hier Erholung suchen. Mit der geplanten Erweiterung ermöglichen wir weitere ‚Wildniswälder‘ und Lebensräume für seltene Arten“, sagte Umweltminister Oliver Krischer bei der Vorstellung des Jahresberichts 2024 in Schleiden. „Die vielen Nachweise von seltenen und gefährdeten Arten, wie Schwarzstorch, Wildkatze und Bechsteinfledermaus, zeigen die herausragende Bedeutung des Nationalparks. Es ist unsere Verantwortung, dieses Naturerbe zu bewahren. Davon profitieren wir alle. Der Nationalpark ist auch ein attraktives und beliebtes Ausflugsziel für Naturfreunde, für die hier richtig tolle Angebote entstanden sind.“
Elke Reichert, Präsidentin des Landesamtes für Natur, Umwelt und Klima (LANUK), sagte: „Der Nationalpark Eifel ist eines unserer Leuchtturmprojekte für erfolgreichen Artenschutz in Nordrhein-Westfalen. Es zeigt zum einen, dass die Natur erstaunliche Ergebnisse erzielt, wenn man sie einfach machen lässt. Es zeigt zum anderen, dass wir viel Fachwissen und Durchhaltevermögen brauchen, um solche wunderbaren Naturräume zu schaffen. Wir freuen uns daher sehr, dass der Nationalpark Teil unseres Amtes ist. Gerade im Bereich Monitoring und Artenschutz stärken wir bestehende Synergien und schaffen neue Wege in der fachlichen Zusammenarbeit.“
„Die Bilanz zeigt eindrucksvoll, wie sich der Park entwickelt: Mehr Arten, mehr Gäste und künftig mehr Schutzgebietsflächen“, so Michael Lammertz, Leiter der Nationalparkverwaltung Eifel. „Das ist das Ergebnis der engagierten Arbeit ganz vieler beteiligter Menschen und Institutionen in der Region. Diese Erfolgsgeschichte wollen und werden wir auch in den geplanten Erweiterungsflächen gemeinsam mit der Region fortführen.“
Seltene Arten im Aufwind
Im vergangenen Jahr zogen zwei Schwarzstorch-Paare jeweils drei Jungvögel groß. Forschende entdeckten 2025 weitere Horste. Auch die seltene Bechsteinfledermaus sorgt für erfreuliche Nachrichten: Erstmals wurde eine Wochenstubenkolonie mit mindestens 34 Tieren nachgewiesen. Drei Quartierbäume im Kermeter dienen als Rückzugsort dieser streng geschützten „Urwaldart“. Einzelnachweise säugender Weibchen und Jungtiere aus den Bereichen Hetzinger Wald und Kermeter hatten bereits Hinweise auf eine erfolgreiche Reproduktion der seltenen und gefährdeten Tiere gegeben. Ende Juni 2024 konnten erstmals zwei mit Sendern ausgestattete Weibchen bis zu ihren Baumhöhlen im Kermeter verfolgt werden.
Auch der Wildkatzenbestand im Nationalpark bleibt stabil. Der Nationalpark ist Teil der größten zusammenhängenden Wildkatzenpopulation Mitteleuropas. 2023/2024 wurden im Nationalpark 127 Individuen nachgewiesen – ermittelt mit der Lockstockmethode, bei der Baldrian eingesetzt wird und Haare für DNA-Analysen vorliegen.
Wald im Wandel
Stattgefunden haben auch umfangreiche Untersuchungen zu der Strukturvielfalt der Wälder. Mit mehr als 1.300 Stichprobenpunkten wurden Daten zu lebenden und abgestorbenen Bäumen und Verjüngungspflanzen erhoben. Seit der ersten Untersuchung vor zehn Jahren hat das durchschnittliche Volumen der heimischen Rotbuchen um 13 Kubikmeter auf nun 73 Kubikmeter je Hektar Waldfläche im Nationalpark zugenommen. Vor allem an den nicht heimischen Fichtenwäldern sind Sturm, Dürre und Borkenkäfer nicht spurlos vorübergegangen. Die Totholzanteile haben deutlich zugenommen – das gesamte Volumen stieg von 20,4 auf 75,6 Kubikmeter Totholz pro Hektar. Nach und nach entwickelt sich der Wald weiter in Richtung Laubwald, mit der Buche als Leitbaumart. Insgesamt wurden bei den Untersuchungen 35 Laubbaum- und Straucharten festgestellt. Mit zunehmenden Strukturen entsteht wertvoller Lebensraum für Spechte, Käfer und viele andere Arten.
Rekordbesuch und Umweltbildung
Bei den insgesamt rund 1,4 Millionen Besuchen waren die Monate Mai und August die Spitzenmonate. Auch die geführten Naturerlebnis- und Umweltbildungsangebote sind beliebt. Seit Gründung des Nationalparks nahmen mehr als 640.000 Personen an den Veranstaltungen teil, mehr als 23.000 allein im vergangenen Jahr. Unterstützt wird der Nationalpark von zahlreichen Vereinen und Verbänden wie dem Naturpark Nordeifel, Kommunen, zertifizierten Gastgebern, Waldführern, Kitas und Schulen. Zu den erfolgreichen Umweltbildungsprojekten zählen die Nationalpark-Schulen, die seit 15 Jahren ausgezeichnet werden. Als bundesweites Pilot- und Vorbildprojekt gestartet, vermitteln mittlerweile rund 50 ausgezeichnete Nationalpark-Schulen die Philosophie und Ziele des Nationalparks in ihrem Unterricht.
Weitere Wildniswälder im und am Nationalpark geplant
Bei den geplanten Erweiterungsflächen handelt es sich um Wälder mit einer Größe von rund 600 Hektar, die seit Einrichtung des Nationalparks gezielt dafür vom Land erworben wurden. Darüber hinaus haben das Umweltministerium und das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz vereinbart, weitere rund 150 Hektar Landeswald in den Nationalpark einzubringen. Schwerpunkte der geplanten Erweiterung liegen entlang der Rur bei Simmerath, in Heimbach und Hürtgenwald-Zerkall. Die Nationalparkverwaltung erarbeitet derzeit einen genauen Abgrenzungsvorschlag. Wie bei den bestehenden Nationalparkflächen sollen auch in den Erweiterungsflächen das Management und das Wegenetz eng mit der Region abgestimmt werden. Im Rahmen der Wildnis-Initiative des Landes soll eine weitere landeseigene Fläche mit einer Größe von rund 70 Hektar nördlich des Nationalparks bei Zerkall als Wildnisentwicklungsgebiet ausgewiesen werden. Diese kann künftig einen weiteren Wildnis-Trittstein in der Region bilden.
Direkter Link zum Jahresbericht
Fotos zum Download und zur Veröffentlichung:
Bild 1: Die Nationalparkverwaltung unter der Leitung von Michael Lammertz stellt gemeinsam mit NRW-Umweltminister Oliver Krischer und Elke Reichert, Präsidentin des Landesamtes für Natur, Umwelt und Klima in Nordrhein-Westfalen, den Jahresbericht für 2024 vor. (Foto: Nationalpark Eifel/M. Menninghaus)
Bild 2: Erfreuliche Nachrichten aus der Forschung: Im vergangenen Jahr gelang der Erstnachweis einer mindestens 24 Tiere umfassenden Wochenstubenkolonie der Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) im Nationalpark Eifel. Es handelt sich um eine sogenannte „Urwaldart“, die sich in Baumhöhlen totholzreicher Wälder wohlfühlt. (Foto: M. Koch)
Bild 3: Auch besonders störungsempfindliche und seltene Arten finden im Nationalpark Eifel eine Heimat: Im vergangenen Jahr zogen zwei Schwarzstorch-Paare jeweils drei Jungvögel groß. Forschende entdeckten 2025 weitere Horste. (Foto: Jan-Roeland Vos)
Bild 4: Seit der ersten Permanenten Stichprobeninventur (PSI) im Jahr 2011 hat sich der Wald durch extreme Witterungsereignisse und Borkenkäfer verändert: Es gibt immer mehr Totholz in den Nationalpark-Wäldern, von dem vor allem viele Vögel- und Käferarten profitieren. Auch eine Entwicklung in Richtung Laubwald ist festzustellen. (Foto: Dr. M. Röös)
Bild 5: Seit inzwischen 15 Jahren sind die Nationalpark-Schulen ein erfolgreiches Kooperationsprojekt: 2024 wurden wieder 50 Schulen an 60 Standorten 2024 als Nationalpark-Schule Eifel ausgezeichnet. (Foto: Nationalpark Eifel/M. Menninghaus)

Tobias Wiesen
53937 Schleiden-Gemünd